Tour 79 - Großer Osser, Kleiner Osser
Bayern Oberpfalz
Böhmerwald
Wandertour
Route
Altlohberghütte - Sesselplatz - Großer Osser - Kleiner Osser -
Altlohberghütte
Gesamtaufstiegshöhe
(m) 520 Tage 1
Verhältnisse
sommerlich gut
Name |
Max (m) |
Min (m) |
Aufstiegs- höhe (m) |
Aufstiegs- zeit (h) |
Schwierig- keit
[1] |
Prominenz (m)
[2] |
Dominanz (m)
[3] |
Eigenstän- digkeit
[4] |
Großer Osser |
1293 |
820 |
480 |
1:30 |
BW1 |
178 |
4600 |
3 |
Kleiner Osser |
1266 |
1230 |
40 |
0:15 |
BW1 |
36 |
500 |
5 |
|
Großer Osser
mit
Albert-Willmann-Haus.
Kurz vor dem
Gipfel.
Das
Albert-Willmann-Haus neben dem Gipfel.
Blick vom
Kleinen Osser auf Lam.
Am Gipfel
des
Lusen.
|
Anfahrt über
Deggendorf
und Regen nach Bayerisch Eisenstein. Von dort zum
Brennes-Sattel und weiter Richtung Lam. P im Wald am
Landgasthof
Altlohberghütte auf 820m (s.a.
Bing Maps, Wetter bei
weather.com). Vom P den breiten Forstweg durch Fichtenwald nach
Norden bis man einen breiten hangquerenden Forstweg kreuzt. Nun auf
schmalem Pfad NNW-wärts mittelsteil höher bis zum Sesselplatz,
großen Felsblöcken auf 1115m, knapp unter dem Gipfelkamm. Am Kamm
angelangt nach links, auf markiertem Wurzelsteig stetig höher. Der Kamm
wird schärfer um bald einen felsigen, unbewaldeten Gratzug auszubilden.
Vor dem Gipfel des
Großen Osser passiert man an einer Wegtafel nochmals eine
Wegverzweigung. Danach zieht der Grat deutlich an, ehe nach
1:30 das Gipfelkreuz erreicht ist (s. oberes Bild). Vom
Felsgipfel leiten verschiedene Pfade gut 60m hinab zum nahen Forstweg,
der nach Südwesten durch Wald zum benachbarten Zwilling Kleiner
Osser führt. Die letzten Meter geht es erneut aus dem Wald
heraus und über steilen Fels ans Gipfelkreuz, wo sich ein hervorragender
Aussichtspunkt nach Nordwesten eröffnet (0:15,
s. zweites Bild v.u.). Zurück Richtung Großer Osser um unter der
Südflanke vorbei zur Wegtafel zurückzukehren. Nun nach rechts über bez.
Pfad hinab bis zum breiten, hangquerenden Forstweg. Auf diesem nach
Osten bis zur Abzweigung zur Altlohberghütte. Die Straße ist nach
1:00
erreicht.
- Die weite Mittelgebirgslandschaft im Grenzgebiet von Bayern und
Tschechien führt seit Ende des II. Weltkrieges zweierlei
Bezeichnungen. Dass der Name eines zusammenhängenden Gebirges,
überdies auf seiner Scheitellinie, den Namen wechselt, ist jedoch
geografisch und orografisch widersinnig. Vorher galt die Bezeichnung
Böhmerwald, tschechisch
Šumava, für den gesamten Gebirgszug beiderseits der Grenze
bis zur weiten Furche des Pfahl hinab. Erst der
anschließende, isolierte Gebirgszug davor bis zur Donau ist der
Bayerische Wald. Dieser wird heute auch Vorderer
Bayerischer Wald genannt. Dessen höchste Erhebungen sind
Breitenauriegel (1114m), Hirschenstein
und Predigtstuhl.
Der Gebirgszug entlang der
Staatengrenze, der samt der Untergruppe des Oberpfälzer Wald
nahe des tschechischen
Cheb / Eger ansetzt, um über Großer Arber,
Großer Rachel und Plöckenstein erst wieder im bald
200km entfernten oberösterreichischen Waldviertel
abzusinken, ist also im Deutschen mit Böhmerwald anzusprechen. Damit
liegt der Nationalpark Bayerischer Wald im Böhmerwald.
Es gibt inzwischen Bestrebungen, von Teilen der bayerischen
Fremdenverkehrsbranche ungern gesehen, dem Gebiet wieder seinen
einheitlichen Namen Böhmerwald zurück zu geben.
- Der Große Osser ist vielleicht der lohnendste Gipfel im Waldmeer
des Böhmerwalds. Knapp unterhalb des Gipfels findet sich auf dem
Nordrücken das bewirtschaftete Osserschutzhaus (Albert-Willmann-Haus).
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Gipfel führten bis 1989 die
Befestigungen der Grenze der Warschauer-Pakt-Staaten entlang.
Insgesamt kann diese Tour zu den abwechslungsreichsten und
lohnendsten Mittelgebirgstouren in Deutschland gezählt werden
.
- Tschechische Namen: Großer Osser - Velký Ostrý, Kleiner
Osser - Malý Ostrý, Osserschutzhaus - Pod Ostrým.
- Einfache Wegstrecke (4.3 Kilometer) zum Download als
GPX-Datei.
Fotos: Thehighrisepages.de
|
- Höchster Gipfel im Böhmerwald ist mit 1456m der Großen
Arber
(mit einer Eigenständigkeit E =
1.03 und einer Dominanz von 150km gegenüber den Salzkammergut-Bergen
ein Berg von kontinentalem Rang). Seine weite Gipfelkuppe ist
waldfrei und erlaubt ungehinderte Aussicht, ist allerdings mit einer
Schiliftanlage, etlichen Gebäuden und ihren Zufahrtswegen bebaut. Am
reizvollsten ist der Zustieg von Westen, aus Richtung Enzian
und Kleiner Arber.
Die zweitbedeutendste Erhebung ist
der bereits in Oberösterreich gelegene
Plöckenstein
(1378m, E = 1.77, Dominanz 42.2km), gipfelnd in großen Felsblöcken
und von hohem Wald umstanden. Hier empfiehlt sich unbedingt ein
Abstecher über die tschechische Grenze zum Plöckensteinsee.
Der dritte bedeutende Berg, nach Höhe sogar Nummer zwei, ist der
Großer Rachel (1453m, E = 2.08, Dominanz 23.8km), eine
große unbewaldete Geröllkuppe. Ringsum finden sich jedoch meist
eintönige, dichte Nadelwälder. Sehr reizvoll ist allerdings die
ungemein steile, teils mit über 300 Jahre alten Baumriesen
bestandene Ostflanke zum Rachelsee hinab, dem einstigen
Karbecken des südlichen Rachelgletschers. Ende der letzten
Eiszeit lag hier ein etwa drei Kilometer langer Eiswurm. Noch heute
zeugen Moränenaufschüttungen davon. Großer Arber und Großer Rachel
werden in den deutschen Mittelgebirgen nur noch vom Feldberg
im Schwarzwald überragt. Der mit einer Berghütte ausgestattete
Falkenstein (1315m, E = 3.82), im zentralen Gebirgsteil
gelegen, schafft es schon nicht mehr über die Waldgrenze, ebenso der
benachbarte Wiesenberg (den Schachten, ehemaligen Weiden)
Plesna / Lackenberg (1336m, E = 2.76) an der tschechischen
Grenze. Letzterer kann vielleicht mit seiner Abgeschiedenheit
reizen. Im Südosten finden sich Lusen
(1370m, E = 3.99, große Geröllkuppe, s. unteres Bild) und
Dreisesselberg
(1332m, E = 3.68, steile Felstürme, Bergrestaurant mit
Zufahrtsstraße), beide aussichtsreich. Empfehlenswert im zentralen
Teil sind noch Touren im Bereich Jezerni hora / Seewand
(1343m, E = 2.83, einsamer Waldgipfel) wegen des benachbarten
Certovo jezero / Teufelssee
und weiter in Tschechien der mächtige
Boubín
(1362m, E = 2.12, den beeindruckende Wälder mit gewaltigen, uralten
Fichten und Tannen umgeben. Empfehlenswert die Tour vom
Boubín-Lager
(bei Záton) über Boubín-Teich und Basumsky hreben.
Mustek / Brückelberg (1234m, E = 3.11) und
Pancir / Panzer (1214m, E = 4.13) im zentralen Teil sind
völlig unspektakuläre Waldkuppen und nur etwas für "Kopfjäger".
- Touren im Böhmerwald erfordern überproportional lange
Anmarschwege durch flache Wälder und sind trotz durchaus größerer
Höhendifferenzen weniger geeignet, alpine Verhältnisse zu simulieren
(hierzu eignen sich besser z.B. die
Vogesen). Am interessantesten sind sicher Touren unter
winterlichen Bedingungen.
- Im Böhmerwald bestürzen vielleicht auch die gewaltigen Flächen
abgestorbener, übereinander getürmter Baumstämme. Dazwischen
entwickelt sich jedoch längst neues Leben mit Ahorn, Fichte, Buche,
Tanne, Eberesche, Birke und Espe, welche die einstigen
Fichtenmonokulturen durch einen robusteren und reizvolleren
Bergmischwald ersetzen werden.
- Wenn im Nationalpark gelegen, ist ein Abweichen von den Wegen
nicht angeraten.
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