Legende und Abkürzungen
Tourcharakter
TOURCHARAKTER |
Bergtour
(BT) |
Tour ohne längeren Gletscherkontakt, aber
größtenteils abseits befestigter Wege. |
Expedition (EX) |
Wegen der Entfernung mit Basis- und
Hochlager. Meist auch durch notwendige Akklimatisation bedingt. |
Hochtour
(HT) |
Tour, die
- über die mittlere sommerliche Schneegrenze hinausgeht
(in den Alpen i.d.R. 3000-3200 m), oder
- einen wesentlichen Anteil auf Gletscher aufweist, oder
- auf über 5000 m hinaufführt.
|
Klettersteig (KT) |
Tour durch Gelände, das ohne
vorhandene fixe Sicherungen (Drahtseile, Eisenstifte, Klammern,
Leitern) nur in Felsklettertechnik erreichbar wäre. |
Schneeschuhhochtour
(SHT) |
Hochtour im Winter. Bei flächendeckendem
Neuschnee zu Fuß nicht mehr machbar. |
Schneeschuhtour (ST) |
Bergtour unter winterlichen Bedingungen. Bei
flächendeckendem Neuschnee zu Fuß nicht mehr machbar. |
Wandertour (WT) |
Tour auf angelegten Wegen. |
Winterbergtour (WBT) |
Bergtour im Winter, aber noch zu Fuß
durchführbar. |
Winterhochtour (WHT) |
Hochtour im Winter, aber noch zu Fuß
durchführbar. |
Gesamtschwierigkeit
Die Gesamtschwierigkeitsbewertung in BW- und G-Stufen
nach Werner Munter (eingeführt im AV-Führer "Berner Alpen",
Bergverlag Rudolf Rother) ist sinngemäß auf andere Touren übertragen.
Die Spannweite für Bergwege (BW) reicht von BW1 bis BW3, für G-Stufen von G1 bis G20. Über die felstechnischen
Einstufungen hinaus werden hierbei berücksichtigt: übliche
Beschaffenheit von Eis- und Gletscherpassagen, Routenfindung, Länge der
Tour. Die BW-Stufen sind für Anstiege gedacht, die weitgehend auf
einem gut ausgetretenen Bergweg verlaufen. Somit hat man weder
Orientierungsschwierigkeiten zu befürchten noch besondere
Kletterschwierigkeiten. Die G-Stufen gelten für Anstiege im weitgehend
ursprünglichen Gelände, wo sich etwa wegen Fels (Karren- und
Schrattenfelder, Gletscherschliffe, Geröllhalden) oder Eis (Gletscher)
kein dauerhafter "Trampelpfad" bilden kann. Hier finden sich bestenfalls
Markierungen der Alpenvereine wie Farbmarkierungen, Holzpflöcke,
Steindauben u.ä., aber kein Weg im eigentlichen Sinn. Damit beginnen
z.B. bei schlechter Sicht Orientierungsschwierigkeiten. Für Anstiege
bei geschlossener Schneedecke werden hier daher nur G-Stufen verwendet,
auch wenn dieselbe Tour im Sommer z.B. mit BW1 einzustufen wäre.
Die felstechnischen Schwierigkeitsangaben in Römischen
Ziffern I bis VI ff. entsprechen der UIAA-Definition. Bei den
hier beschriebenen Touren handelt es sich ausschließlich um Klettern im
sog. Alpinstil, nicht um das sog. Sportklettern. Die
Angaben sollten mit Bedacht interpretiert werden. Im hochalpinen
Gelände, insb. oberhalb von 4000m, ist die absolute Höhe und damit eine
Leistungsminderung zu berücksichtigen. Selten stößt man auf kompakte
Felswände, meist sind es brüchige Grate und Flanken. Daher sind die
Sicherungsmöglichkeiten schlechter, und vom Vorsteigenden kann durch das
Seil eher Steinschlag ausgelöst werden. Es wird ausschließlich mit
schweren Bergstiefeln (auch Plastikschuhen) geklettert, ggf. mit
Steigeisen. Der Rucksack ist üblicherweise groß (60-70 Liter) und voll
bepackt, erst recht wenn es sich um Überschreitungen handelt. An den
Rucksack sind sperrige Tourenstöcke und Eispickel befestigt. Bei Kälte,
Wind und Schneeauflage wird mit Handschuhen geklettert, die dicke
Bekleidung ist insgesamt hinderlicher (zugleich aber ein besserer
Schutz). Somit sind die Bewertungen für Routen in Klettergärten und
niedrig gelegenen klassischen Klettergebieten wie
Wilder Kaiser, Gardaseeberge oder Korsika
einerseits und hoch- bzw. westalpinen Gebieten andererseits nur sehr
bedingt übertragbar.
Beide Bewertungen lassen hier die Wetter- und sonstigen Verhältnisse
bei Tourbegehung möglichst außer Acht und sind der Vergleichbarkeit
wegen auf gute Standardbedingungen genormt.
GESAMTSCHWIERIGKEIT
SOMMERTOUREN |
BW1 |
Leichter Bergweg. Durchgängig im
Gehgelände auf markierten Wegen. Bsp.:
Schwarzhorn 3147m (Albula-Alpen) über Normalweg,
Kreuzspitze
3455m (Ötztaler Alpen) über Normalweg. |
BW2 |
Mittelschwerer Bergweg. Länger,
steiler und anstrengender als BW1, bei guten Verhältnissen noch
ohne Schwierigkeiten. Kann stellenweise Klettersteigcharakter
haben.
Bsp.: Domhütte
2940m (Walliser Alpen) von Randa, Piz Languard 3262m
(Livignogruppe) über Normalweg. |
BW3 |
Schwieriger Bergweg. Stellenweise
exponiert, Kletterstellen bis I, teils Klettersteiganlage,
absolute Trittsicherheit notwendig. Bsp.:
Hochvogel
2592m (Allgäuer Alpen) über Fuchsensattel,
Peitlerkofel 2875m (Dolomiten)
über Normalweg. |
G1 bis
G2 |
Leichte Bergtour (L, frz. F). Fels
I, selten II, Eis bis 30º. Bsp.:
Rote Wand 2704m
(Lechquellengebirge) über Normalweg,
Wildstrubel 3244m (Berner Alpen) über Lämmerenhütte. |
G2 bis
G3 |
Wenig schwierige Bergtour (WS, frz.
PD). Fels II, selten III, Eis bis 40º. Bsp.:
Weissmies 4017m (Walliser Alpen)
über Südostgrat, Großer Möseler
3480m (Zillertaler Alpen) über Nordwestgrat. |
G3 bis
G6 |
Ziemlich schwierige Bergtour (ZS,
frz. AD), Fels III, selten IV, Eis 45 bis 50º.
Bsp.:
Zinalrothorn 4221m (Walliser
Alpen) über Südwestgrat, Hochgall
3436m (Rieserfernergruppe) über Nordwestgrat. |
G6 bis
G9 |
Schwierige Bergtour (S, frz. D),
Fels IV bis V, Eis 50 bis 55º. Bsp.:
Grand Cornier 3962m (Walliser
Alpen) über Nordwestgrat. |
G9 bis
G12 |
Sehr schwierige Bergtour (SS, frz.
TD), Fels V bis VI, Eis 50 bis 65º. |
G12 und
höher |
Äußerst schwierige Bergtour (AS,
frz. ED), Fels VI bis VII, Eis 80 bis 90º, sowie extrem
schwierige Bergtour (ES, frz. ABO) |
GESAMTSCHWIERIGKEIT
SCHNEESCHUHTOUREN |
G1 |
Entspricht BW1 bis BW2 bei den
Sommertouren. BW3 sind meist Touren, die unter winterlichen
Bedingungen ungangbar sind. |
G2 bis
G3 |
s. Sommertouren |
Höhenangaben
Die Angaben zu den Höhen von Gipfeln und Hütten können in
verschiedenen Publikationen abweichen. Die Angaben zu den Höhen im
Gebirge stammen zum Teil aus dem 19. Jahrhundert. Bis zum Beginn der
Höhenauswertung per Luftbild oder Satellitenaufnahme wurde terrestrisch
gemessen. Im Gegensatz zur Vermessung von Bahntrassen, Grundstücken u.ä.
musste im Gebirge dazu über große Entfernung hinweg gemessen werden.
Dabei wirkt die Lufteintrübung, besonders über den Tälern, stark
beeinträchtigend. Manche Gipfel tragen auch einen Vermessungs- oder
Höhenpunkt, der nicht zwingend an der höchsten Stelle sondern an einer
anderen, vom Tal besser sichtbaren Stelle liegt. Zudem wird in jedem
Land Normal-Null (NN) anders festgelegt. NN bezieht sich dabei nicht auf
den Meeresspiegel, sondern auf eine von der jeweiligen Landesvermessung
festgelegten Bezugsoberfläche ähnlicher Höhe. Die Erde ist allerdings
keine einfache Kugel, sondern ein deutlich davon abweichendes sog.
Geoid, mit unregelmäßigen Ausbuchtungen am Äquator und Abflachungen
an den Polen. Als Basis für NN dient eine Modelloberfläche die diesem
Geoid möglichst nahe kommt, i.d.R. ist dies ein Ellipsoid. Je nach Land
wird dieses Ellipsoid wiederum anders festgelegt. Für große
Flächenstaaten braucht man differenzierte Modelle, für Zwergstaaten wie
Liechtenstein kann man mit der simpelsten Vorstellung der Erde als
flacher Scheibe arbeiten. So wird der Ortler
nach italien. Vermessung mit 3905m, nach deutsch-österr. Vermessung mit
3899m angegeben. Ähnlich sieht es für alle Gipfel in Südtirol und im
Trentino aus, einst Teil von Österreich-Ungarn. Zudem ist die Höhe
bei reinen Gletscherbergen wie dem Mont Blanc klimatischen Schwankungen
unterworfen. Bei differierenden Angaben zu den Gipfelhöhen wird hier die
niedrigste Angabe bevorzugt, wenn die Quellenlage unklar ist. Der betr.
Gipfel ist somit
mindestens so hoch wie angegeben. Bei Gebäuden sollte die
Schwelle des Haupteingangs als Messobjekt dienen. Spätere Umbaumaßnahmen
bringen hier Unsicherheiten.
Weitere Begriffsdefinitionen
Begriffsdefinitionen: einfach - Gehgelände
unter I; eben - ziemlich parallel zu den Kartenhöhenlinien;
mäßig steil - im weglosen Gelände noch ohne Zwang in Kehren
aufzusteigen;
mittelsteil bzw. mäßig steil - im weglosen Gelände
üblicherweise in Kehren anzugehen; steil - im weglosen Gelände
bei fehlenden Trittspuren mit Steigeisen bereits sinnvoll per
Frontzacken zu gehen. Ausrutschen am Hang erzwingt saubere Abfangtechnik
(nach Pit Schubert, Sicherheitsexperte des DAV, erreicht die
Fallgeschwindigkeit auf harten, 42o steilen Firnhängen 98%
des freien Falls);
ausgesetzt bzw. exponiert - Passage entlang eines
Abgrunds. Bei Sturz mindestens schwere Verletzungen die Folge; Grat
- ansteigende oder ebene Geländekante aus Fels oder Firn mit eindeutiger
Linienführung (=Schneide) und zwei steilen Flanken; Rücken -
stumpfer als ein Grat, daher ohne eindeutige Linie der höchsten Punkte;
einsam -
Gelände überwiegend weglos, wenige Einrichtungen wie
Hinweistafeln oder Sitzbänke, wenig oder gar kein Müll an der Route;
frühsommerliche Verhältnisse - Eile geboten wegen Gewittergefahr
und tiefem Sulzschnee beim Abstieg; herbstliche Verhältnisse -
Nicht nur malerisch gefärbte Belaubung sondern oft Raureifglätte auf
Fels oder Grasflanken; winterliche Verhältnisse - nur mit
Hilfsmitteln wie Schi oder Schneeschuh zu bewältigen, Fels oft
verschneit oder vereist und kaum kletterbar; Schutt - eher
feinkörnig, blättrig, im Abstieg sehr angenehm begehbar;
Moränenschutt
- gemischtes, auch erdiges Material, oft von groben Felsblöcken
durchsetzt. Im Aufstieg stets überproportional Kraft raubend;
Felstrümmer - teils zimmergroße Felsblöcke ohne
Zwischenraumverfüllung. Eher balancierend und springend als gehend zu
überwinden (auf der Alpensüdseite öfter vorkommend).
Modernisierte Hütte - deutet u.a. an, dass es keine 50m
entfernt liegenden Donnerbalken oder italienische Abtritte mehr gibt.
Zwischenhimmelsrichtungen (in 16tel) sind stets nur in
Abkürzungen angegeben, etwa SSW für Südsüdwest. Angaben zu
Himmelsrichtung und Exposition geben überdies Hinweis auf die
Wahrscheinlichkeit, auf Nebelnässe, harte Firnreste oder gar Vereisung
zu treffen; dies gilt insb. für Nord- und Nordostflanken.
Für Angaben insb. zu Gletscherzuständen, Spaltenreichtum
und -gefahr wird keinerlei
Gewähr
übernommen. Die Verhältnisse können von Jahr zu Jahr wechseln und sind
von Tageszeit und vorausgegangener Wetterentwicklung abhängig. In den
weitaus meisten Alpenregionen nimmt die Spaltenbildung wegen der
Schrumpfung der Gletscher zu. Ein weiteres Problem ist der Rückzug der
Dauerfrostböden, was im Hochgebirge den Verlust der Festigkeit von
Felswänden verursacht. Diese Prozesse setzten nachweislich bereits vor
über 150 Jahren ein. Die Tourenbedingungen werden damit von Jahrzehnt zu
Jahrzehnt schwieriger (s.a.
Gletscherschwund).
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